SV Unna3: Riesen Mannschafts- und Kampfgeist und dennoch erste Saison Niederlage

Heute, am 12.11.2023, wollte SV Unna 3 das sehr gute Ergebnis aus dem ersten Saisonspiel bestätigen und sich im zweiten Saisonspiel Zuhause gegen SK Werne 2 den zweiten Mannschaftssieg holen. Die Mannschaft von SK Werne 2 hatte aber eigene Pläne für den Spieltag mitgebracht.

Mit 12 gemeldeten Spielern im Team für 8 Bretter wurde wie geplant rotiert, damit alle im Laufe der Saison auf ihre Einsätze kommen, und wie schon beim ersten Spieltag war die Aufstellung des Teams eine Mischung aus alten Hasen sowie junge Nachwuchstalenten. In der Reihenfolge von Brett 1 bis Brett 8 spielten: Manuel Morawietz (35J), Eckard Hoffmann (75J), Thomas Rumpf (59J), Elias Le (10J), Joachim Seibert (63J), Daniel Winkler (13J), Dario Schulze-Ardey (9J) und Elias Krüger (12J). Der Zufall hatte es heute so gewollt, dass unser jüngstes Teammitglied, Dario Schulze-Ardey (9J),  gegen den Ältesten aus der gegnerischen Mannschaft (90J) treffen sollte. In welcher anderen Sportart als Schach ist es denn möglich, dass Gegner mit 81 Jahren Unterschied aufeinandertreffen?

Bemerkenswert war heute aber auch der Mannschaftsgeist des Teams, denn obwohl nur 8 eingesetzt werden können waren drei weitere Spieler der Mannschaft anwesend, Sebastian Sinn, Fabian Sinn und Stéphane Graff, sowie Edelersatzspieler Finn Rohmann waren anwesend, um das Team zu unterstützen. Alle wechselten zwischen dem Spielraum (um den Ablauf der Begegnungen zu verfolgen) und der Terrasse, um etwas Schach zu spielen, u.a. setzte man sich neben dem Spielgeschehen mit den Gefahren nach 1.g4 auseinander.

Kommen wir nun zur Begegnung zurück. Das erste Highlight setzte Manuel als er g5 spielte und damit seinem Gegner die Möglichkeit gab, zwei Bauern für eine Leichtfigur zu tauschen, und nicht irgendwelche Bauern, sondern zwei Bauern vor dem bereits rochierten König. Der Gegner konnte wohl nicht widerstehen, er nahm den Tausch an und bekam dafür einen scheinbar sehr starken Angriff. Wenige Zügen später, etwa 25min nach dem Start der Begegnung, stand Manuels Gegner mit Dame und Turm in einer Batterie auf der halboffenen h-Linie, den weißen Läufer auf der Lauer auf der Diagonale und beide Springer in Reichweite von Manuels Königstellung. Es schien als ob jeden Moment eine gefährliche Kombination starten könnte. Zum selben Zeitpunkt an Brett 2 hatte Eckard schon viel Material abgetauscht, beide Spieler hatten nur beide Türme sowie einen Läufer auf dem Brett, ein andersfarbiger Läufer… und Eckard hatte leider einen Bauern Nachteil. Auch an Brett 8 hatten Elias K. und sein Gegner bereits viel Material abgetauscht, es waren nur noch die Türme und Damen auf dem Brett sowie ein Springer für Elias und ein Läufer für seinen Gegner, die Stellung war ausgeglichen. An Brett 5 spielen Joachim und sein Gegner deutlich langsamer, da war man noch mitten in der Eröffnung. An Brett 4 war die Eröffnungsphase gerade vorbei und Elias L. kämpfte weiter mit seinem Gegner erbittert um die Vormachtstellung im Zentrum. Seine Dame stand etwas seltsam auf a2, spielte von da aber gut mit im Kampf ums Zentrum. An Brett 6 war Daniels Stellung ausgewogen, vielleicht sogar minimal zu seinem Vorteil, er hatte die etwas bessere Entwicklung, so übten seine beiden Türme bereits Druck im Zentrum aus und der Gegner hatte einen Isolani auf d5. An Brett 7 hatte Dario mit Schwarz dank seines Bauern auf d4 etwas mehr Raum als sein Gegner aus der Eröffnung aber auch etwas weniger Entwicklung, insgesamt war die  Stellung aber ausgeglichen.

Es dauerte nicht mehr lange, bis der nächste besondere Zug aufs Brett kam, etwa 30min nach Start der Partie, spielte Thomas an Brett 2 Ke7 und verzichtete damit freiwillig auf das Rochaderecht obwohl die Partie noch in der Eröffnung war, die Damen und überhaupt fast alle Figuren waren noch auf dem Brett. Da hatte Thomas wohl einen Plan, mit der Dame auf a5 und einen Läufer auf e6 hatte er zu diesem Zeitpunkt die bessere Entwicklung. An Brett 8 spielte dann Elias K.s Gegner einen Läufer Zug mit dem er eine Batterie Dame+Läufer aufstellte und Elias K.s Dame angriff und dahinter die Königstellung. Dieser Angriff war nur mit Materialverlust zu parieren und Elias K. hatte dann bald einen Läufer weniger als sein Gegner auf dem Brett.

Etwa 45min nach Beginn der Partien stand Daniel an Brett 6 noch gut, seinen Läufer auf h6 gedeckt durch seine Dame griff den gegnerische Fianchetto Läufer an, der gegnerische Isolani jedoch war bereits zum Freibauer mutiert und dies wurde später zu Daniels Verhängnis. An Brett 1 entwickelte sich die Partie schnell, Manuels Gegner war weiterhin am Drücker und im Angriffsmodus auf Manuels geschwächte Königsstellung. Doch Manuel hatte auch einen Plan als er zwei Bauern angeboten hatte für die gegnerische Leichtfigur. Nach einem weiteren Figurenabtausch war der Druck auf seine Königstellung geringer geworden und insbesondere auch die gegnerische Dame gefangen, reif zum Pflücken. Nur ein Tausch der Damen konnte noch seinen Gegner vor einem Damenverlust ohne Kompensation retten, doch das hieße zugleich, dass sein Angriff vollkommen verschwinden würde und er schließlich mit einer Leichtfigur weniger weiterspielen müsse. Manuels Gegner gab daraufhin auf und SV Unna 3 führte somit bereits nach 50min mit 1-0.

Diese Führung sollte aber bald kippen, denn an Brett 6 und 8 wurden Daniels und Elias K.s Stellungen langsam brenzliger. Daniels gegnerischer Freibauer unterstützt von Schwerfiguren ist relativ schnell auf d3 avanciert, drohte Daniels Springer auf e2, und war sehr stark geworden. Elias K. hatte mit einem Läufer weniger und eine Stellung, in der die Figuren schlecht koordiniert waren, keinen Ausweg mehr gefunden und gab schließlich auf, was auch Daniel zeitnahe tat, zu aussichtlos wurde seine Stellung durch den generischen Freibauer der mittlerweile auf d2 vorgerückt war. Neuer Stand also, SV Unna 3 liegt 1-2 zurück.

Gegen 15.15Uhr, sah es auf die verbleibenden Bretter durchwachsen aus, Joachim hatte einen Bauern weniger, hatte Läufer+Springer gegen das Läufer Paar, und eine verkrampfe Stellung, weil er wenig Raum aus der Eröffnung gewinnen konnte. Thomas Aussichten sahen schon deutlich besser aus, er hatte sich in der Zwischenzeit einen Freibauer erarbeitet und ihn bis auf d3 geschoben, unterstützt von seinen zwei Türme. Eckard stand weiterhin im Endspiel, jeweils zwei Türme + andersfarbige Läufer, und mit einem Bauern weniger. Der Gegner hatte zudem einen Binom Läufer + Freibauer aufbauen können. Dario seinerseits hatte nach einem Abtausch einen Freibauer auf c3 bekommen, dieser war jedoch schwer zu verteidigen, und Elias L. stand weiterhin in einer sehr geschlossenen Stellung, in der der Kampf um die Kontrolle des Zentrums tobte.

Um 15.40Uhr hatten sich Eckards Aussichten deutlich gebessert, er hatte sich einen Freibauern am Königsflügel generieren und ihn bis auf g7 begleiten können. Der Gegner stand sehr passiv und befreite sich davon, indem er mit Qualitätsverlust tauschte. Nun hatte Eckard einen Turm gegen einen Läufer und einen Bauern weniger. Noch einige Zügen und die Stellung war festgefahren, Eckards Gegner hatte alle seine Bauern auf die Farbe seines Läufers stellen können, und Eckards konnte mit seinem Turm zwar den generischen König vom Geschehen trennen aber nicht die generischen Bauern ohne die Qualität zurückzugeben angreifen. Beide einigten sich daher auf Remis und der neue Stand war 1,5-2,5 für Werne.

An Brett 5 hatte Joachim zwar einige seiner Entwicklungsprobleme lösen können, seine Stellung war jedoch weiterhin etwas verkrampft ohne echte Aussicht auf Gegenspiel. Thomas Freibauer war nun auf d2 vorgestoßen und seinen Gegner stand sehr passiv mit einem Turm auf d1 und der andere auf a1. Bei Dario lichtete sich langsam das Zentrum, die Figurenverhältnisse waren ausgewogen doch Dario hatte beide Zentrumsbauern abtauschen müssen und insgesamt einen Bauer weniger. Die Stellung war sehr offen geworden und die Kontrolle über die Partie war dabei verloren zu gehen. Anders die Partie von Elias L., die Stellung war sehr geschlossen, die verbleibenden Leichtfiguren waren jeweils einen Springer die für beide Spieler sehr gut, zentral, platziert waren, während beide Seiten manövrierten und daran arbeiteten für die Türme einen Durchbruch zu verschaffen.

Um 16 Uhr, nach strategischem Geschick, um mit den f und g Bauern Fluchtfelder für den gegnerischen König zu kontrollieren, kam der taktisch sehr feine Zug Ld3+, der dem Gegner die Wahl ließ, entweder auf das letzte freie Feld für den König zu ziehen, gefolgt von Matt oder den Freibauer auf d2 mit dem König zu schlagen, gefolgt von Abzugsschach und den Verlust eines Turmes. Dieser Verlust wäre nicht zu verkraften gewesen, der Gegner gab also auf und plötzlich war der Mannschaftskampf wieder ausgeglichen, es stand 2,5-2,5. Bei Joachim an Brett 5 erhöhte nun der Gegner den Druck und fing an, seine Bauernmehrheit im Zentrum gegen Joachims Isolani zu mobilisieren. Bei Elias L. gibt es nun etwas Bewegung und es wurden Figuren getauscht, dabei löst Elias L. seinen Doppelbauer auf der e-Linie und verpasst seinen Gegner nach dem Damentausch ein isolierter Doppelbauer auf der c-Linie. Zu diesem Zeitpunkt steht Elias L. wahrscheinlich minimal besser als sein Gegner, die Stellung blieb jedoch weiterhin sehr geschlossen und es wird wohl noch dauern bis einen Durchbruch gelingen sollte. An Brett 7 verschlechtert sich nun Darios Stellung zunehmend und schnell, er hat zwar nur einen Bauer weniger aber seine Bauernstruktur besteht fast nur aus isolierten Bauern bzw. isolierten Doppelbauern. Wenige Zügen später war Darios König auf der achten Reihe durch einen gegnerischen Turm vom Rest seiner Bauern getrennt, und als sein Springer  durch Mangel an sicheren Felder verloren ging, gab er dann gegen 16.20Uhr auf. Neuer Stand also 2,5-3,5 für Werne.

Sollten Elias L. und Joachim 1,5 Punkte aus 2 realisieren können, dann würde die Mannschaft noch ein Unentschieden erzielen können. Während bei Elias L. zu diesem Zeitpunkt ein Sieg durchaus denkbar ist, fällt es bald schwer an ein Unentschieden für Joachim zu glauben, insbesondere nachdem Joachims Isolani gefallen ist und der Gegner mit einem idealen Zentrum bleibt. Um 16.45Uhr ist nun auch Joachims Springer auf g6 gefesselt, seine Stellung ist schwer zu halten, und er opfert die Qualität um die Fesselung kurzeitig zu lösen, diese wird jedoch von der gegnerischen Dame übernommen. Bei Elias L. ging das Manöver auf beiden Seiten weiter um einen Durchbruch für die Türme zu verschaffen, und um die Springer auf noch vorteilhaftere Positionen zu verschaffen. Um 17.15Uhr hatte sich Elias L.s Gegner einen wirklich guten Vorposten auf d3 sowie eine offene h-Linie erarbeitet, die er mit einem Turm kontrollierte. Elias L.s Manöver war plötzlich sehr eingeschränkt und um 17.25Uhr gab er dann auf, nachdem er eine Springergabel übersah, die den Verlust eines Turmes bedeutete. Mit einem Punktestand 2,5-4,5 stand nun der Gewinner dieses Spieltages fest, SK Werne 2.

Auch wenn der Mannschaftskampf entschieden war, kämpfte an Brett 5 Joachim weiter gegen die persönliche Niederlage und tatsächlich schaffte er es trotz mangelnder Zentrumskontrolle und Fesselung mit seiner Dame am Damenflügel Gegenspiel zu finden. Nach einigen Zügen zielte er mit seiner Dame und seinen Läufer auf die generische Königstellung. Während der Gegner seinen Freibauer zur Dame umwandeln ließ, warf Joachim noch seinen h-Bauer in den Kampf um die gegnerische Königsstellung. Es ergaben sich einige taktischen Möglichkeiten, die der Gegner aber verteidigen konnte und Joachim um 17.45Uhr zur Aufgabe zwangen.

Schließlich verlor heute SV Unna3 gegen SK Werl 2 mit 2,5 zu 5,5.

Es waren heute sowohl der Mannschafts- als auch der Kampfgeist mit der dritten Mannschaft, es hat heute vielleicht nicht sein sollen aber es ist nur eine Frage der Zeit bis uns beide wieder den nächsten Saisonsieg bescheren.

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