Es ist nie zu spät in den Schachverein einzutreten!

Nun, als ich Helmut Ullrich vor Monaten das erste Mal im Schachverein sah, hörte ich ihn mehr als dass ich ihn sah. Das heißt aber nicht, dass Helmut mit seinen Reden langweilte. Ganz im Gegenteil! Ich freute mich, dass wieder einmal ein neues Gesicht seinen Weg zu uns in den Verein gefunden hatte. Was mich jedoch richtig überraschte, war als ich das erste Mal von seinem Alter erfuhr. Nach einigen Wochen des regelmäßigen Besuchs beschloss Helmut dann dem Schachverein Unna beizutreten. Und überrascht war ich, als ich an einem Freitag, als wir leider einer Veranstaltung der Lindenbrauerei ausnahmsweise weichen mussten, sofort am gleichen Abend ganz modern eine E-Mail von Helmut bekam, der besorgt nachfragte, warum das Schachlokal geschlossen war. Als ich dann in eine der Wochen danach von Helmut erfuhr, dass er nun mit 93 Jahren das erste Mal in seinem Leben in einen Schachverein eingetreten war, interessierte mich doch etwas mehr, was seine Beweggründe waren. Und ganz ehrlich: Wie 93 redet und spielt er nicht, und sieht erst recht nicht danach aus! Zumindest nicht nach meinen Vorstellungen!

Und tatsächlich erfuhr ich von Helmut einige lesenswerte Informationen. Helmut ist in Sachsen-Anhalt groß geworden. Wo genau, habe ich zwar nicht erfahren, aber das nur vier Kilometer entfernte Dorf war dafür umso erwähnenswerter. Und dieser mittlerweile zu Halberstedt eingemeindete Ort ist Ströbeck. Das sagt Euch nichts? Das beruhigt mich. Denn ich kannte es auch nicht. Ströbeck führt seit 2010 in seinem Namen offiziell die Bezeichnung  „Schachdorf Stöbeck“. So – wie Helmut erzählte – soll dort fast jedes zweite Haus an seiner Fassade ein Schachbrett haben. Und seit 1823 bis zur Schließung in 2004 wurde dort in der „Eduard-Lasker-Grundschule“ tatsächlich noch Schach als Pflichtfach im Lehrplan geführt. Da ist es ja auch kein Wunder, dass jahrhundertelang der Bräutigam vor der Hochzeit gegen den Dorfschulzen Schach spielen musste. Verlor der Bräutigam, musste er ein Strafgeld in die Gemeindekasse einzahlen. Aber heiraten durfte er trotzdem!

Das war jedoch nicht das einzige Brauchtum in Ströbeck (Mehr dazu kann man auf Wikipedia nachlesen). Da ist es ja kein Wunder, dass Helmut schon in frühester Kindheit in der Familie mit dem königlichen Schachspiel in Berührung kam und seine Freude am Schach entdeckte. Mittlerweile ist Helmut nun schon lange Zeit in Unna beheimatet. Das Interesse am Schachspiel ist ihm geblieben. Gleichzeitig haben er und seine Frau Ahnenforschung betrieben und die eigenen Familien in fast fünfjähriger Recherche bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen können. Hierbei waren ihnen vor allem Kirchenbücher behilflich, die die Familienstände festgehalten haben. Dass man dabei auch vieles andere Wissenswerte über das Leben im Mittelalter erfährt, hat Helmut dazu ermutigt, ein Buch zu schreiben, welches aber noch nicht fertiggestellt ist. Und das Motiv für Schach? Geistig fit bleiben im Alter!

Da kann ich nur neidlos anmerken, dass Helmut für geistige Fitness der beste Werbeträger für den Schachverein ist!

Wir wünschen ihm auf jeden Fall noch viele Jahre mit Gesundheit, Freude und Herausforderung im Schachverein!

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