Aus der Rubrik der Ehemaligen ein weiterer Erfahrungsbericht: Hergen Scheck

Was muss dieser Schachverein in den 100 Jahren für seine Mitglieder an Faszination ausgelöst haben!? Die liebevoll dokumentierten Berichte über persönliche Erfahrungen aus der Jugendzeit erreichen uns  nach und nach, und wir stellen sie hier auf unsere Homepage. Wenn Ihr oberhalb der Berichte auf  der Startseite den Reiter „100 Jahre SV Unna“ anklickt, werden die Berichte und Besonderheiten zum hundertjährigen Jubiläum  für Euch auf einen Blick herausgefiltert!

Und hier nur der Bericht von Hergen Scheck, der ebenfalls in seiner Jugend sehr erfolgreich für den Schachverein Schach gespielt hat:

„Schachjugend in Unna – Der Beginn in den 70ern

Mein Name ist Hergen Scheck und ich möchte die Gelegenheit nutzen, ein paar Worte über die Entstehung des Jugendschachs beim SV Unna 1924 zu schreiben, so wie sie mir in Erinnerung geblieben ist. Es ist lange her, und die allermeisten der heutigen Mitglieder waren zu der damaligen Zeit noch nicht im Verein, geschweige denn auf dieser Welt. Doch es war eine Zeit des Aufbruchs für die Schachentwicklung des SV Unna und vielleicht weckt dieser Beitrag bei dem einen oder anderen eigene Erinnerungen, die er dem Verein hinterlassen möchte. Im Übrigen basiert alles, was ich hier schreibe, auf meinen subjektiven Wahrnehmungen und Erinnerungen. Falls ich etwas unrichtig oder unvollständig dargestellt habe, geschah dies nicht in böser Absicht.

Meine Begeisterung für das Schachspiel begann 1970 im Alter von 12 Jahren auf einer Klassenfahrt in das Schullandheim Föckinghausen im Sauerland. Es gab verschiedene Freizeitaktivitäten zur Auswahl und irgendwie entschied ich mich dafür, an dem Schachturnier teilzunehmen. Einer meiner Onkel war Vereinsspieler gewesen, und er und mein Vater hatten mir die Regeln schon früh beigebracht, allerdings ohne ein besonderes Interesse an dem Spiel bei mir zu wecken. Nachdem die ersten beiden Runden für mich erfolgreich verlaufen waren, traf ich auf einen Gegner, der mich mit dem „Schäferzug“ in nur vier Zügen matt setzte. Ich konnte nicht glauben, dass man beim Schach zwangsläufig so schnell verlieren muss und forderte eine Revanche, doch trotz meiner verzweifelten Gegenwehr gelang es meinem Klassenkameraden immer wieder, das Matt auf f7 durchzusetzen. Dies spornte meinen Ehrgeiz an und ich analysierte solange Varianten, bis ich endlich einen Weg gefunden zu haben glaubte, dem Schäfermatt zu begegnen.

Zuhause zurück entdeckte ich in den Bücherregalen meiner Eltern ein Schachbuch mit dem Titel „Eine Schule des Schachs in 40 Stunden“ von Rudolf Teschner, einem ehemaligen deutschen Meister. Ich war fasziniert von der Vielfalt des Schachs mit seinen diversen Eröffnungen und den zahlreichen taktischen Motiven, die ich mir schnell aneignete. In einer Buchhandlung fand ich ein Schachbuch von Martin Beheim-Schwarzbach mit den schönsten Partien der Schachgeschichte. Die Ästhetik dieser berühmten Schachpartien und das Nachvollziehen wichtiger Momente der Schachgeschichte machten Schach für mich noch faszinierender. Nach dem Lesen hatte ich das Gefühl, so einiges über Schach gelernt zu haben, und vielleicht könnte ich auch so spielen wie die Großmeister. Nur fehlten mir die Gegner, an denen ich mein „Können“ auf die Probe stellen konnte.

Meine Mutter empfahl mir, mich bei der Stadt Unna nach einem Schachverein zu erkundigen. Von der Telefonzentrale der Stadtverwaltung wurde ich zunächst erfolglos an verschiedene Fachbereiche verwiesen, bis jemand auf die Idee kam, dass Schach vielleicht beim Sportamt angesiedelt sein könnte. Von dort erhielt ich schließlich die Telefonnummer des Vorsitzenden des Schachvereins, einem gewissen Günter Abromeit. Günter lud mich sofort zu sich nach Hause ein, und schon am nächsten Wochenende war ich bei ihm zuhause zu Gast. Dort fühlte ich mich fast wie in eine neue Familie aufgenommen. Wir spielten am Küchentisch seiner damaligen Wohnung, seine Frau Brigitte versorgte uns mit Cola und Schnittchen und um uns herum wuselten einige Kinder. Natürlich hatte ich damals gegen Günter keine Chance und war ein bisschen frustriert, dass mir meine Grenzen so klar aufgezeigt wurden. Schließlich hatte ich viele Partien großer Meister nachgespielt und kannte einige sogar auswendig. Doch Günter bot mir an, mich zum Vereinsabend mitzunehmen und meinte, dort würde ich schon passende Gegner finden.

An meinem ersten Spielabend durfte ich gegen einen Spieler der zweiten Mannschaft spielen, ich glaube er hieß Meyer, und ich konnte die Partie relativ schnell mit einem „Läuferopfer auf h7“ für mich entscheiden. Die verblüfften Gesichter der umstehenden Erwachsenen deutete ich falsch und sagte entschuldigend: „So steht es im Buch!“ Ich nahm an, sie würden denken, dass ich den Wertunterschied zwischen Bauer und Läufer nicht kenne und wollte einfach nur dem gegnerischen König Schach bieten. Das nachfolgende, aber durchaus anerkennende Gelächter belehrte mich eines anderen.

Damals besaß der Schachverein Unna zwei Mannschaften, von denen die erste gerade einen Durchmarsch in die Verbandsklasse machte, während die zweite gerade in die Bezirksklasse aufgestiegen war. Zu meinem Glück war der Verein kurz zuvor von einigen starken Spielern „wiederbelebt“ worden, zu denen neben Günter auch Walter Irländer und Johannes Ellamaa gehörten. Sie alle hatten vorher in anderen Vereinen auf höherem Niveau gespielt, so dass zwischen den vorderen Brettern der ersten Mannschaft und „dem Rest“ ein deutliches Gefälle klaffte. Später kam auch Franz Dolejsch dazu, ein sehr starker Spieler mit Bundesklasseerfahrung, der damals zweithöchsten Liga.

Leider führte mein Besuch der Spielabende bald dazu, dass wir das Spiellokal wechseln mussten. Der Wirt war sehr darüber verärgert, dass ich mir als 13-jähriger keine Getränke zu Gastronomiepreisen bestellen wollte und nahm dies wohl als Anlass, dem Verein zu kündigen. Natürlich war dies nur ein vorgeschobener Grund, denn wir alle wissen, dass Schachvereine gar nicht so selten Probleme haben, in Gaststätten unterzukommen, weil ihre Mitglieder insgesamt nicht genug verzehren. In den folgenden Jahren zogen wir mehrmals um. In der Not zunächst in das kuschelige, aber auch etwas zwielichtige Cafe Carola am Unnaer Bahnhof, dessen Besitzer ein Schachfan war und wir seinem Etablissement vielleicht auch einen seriöseren Anstrich gaben. Allerdings war es dort sehr beengt und nicht gerade ruhig, so dass der Verein schon bald ins Kolpinghaus wechselte. Der Verein hatte inzwischen so viele Mitglieder, dass man selbst dort kaum einen Platz bekam, wenn man nicht rechtzeitig zum Spielabend erschien, aber immerhin gab es im Kneipenraum einen Flipperautomaten, an den man ausweichen konnte. Wenn keine Veranstaltungen stattfanden, durften wir zudem den großen Saal nutzen, der genug Platz bot. Ende der siebziger Jahre übernahm die Stadt Unna die Räumlichkeiten der ehemaligen Lindenbrauerei, und bald darauf spielten wir im Schalander, einer geräumigen, damals unbewirteten Gaststube innerhalb des Gebäudekomplexes.

Etwas zurück in die Vergangenheit. Meine erste richtige Turnierpartie spielte ich 1971 in einem Mannschaftskampf gegen Bönen II. Damals war ich etwas enttäuscht, nur am siebten Brett der zweiten Mannschaft eingesetzt zu werden, denn aus meiner Sicht war ich beim Schachtraining den vorderen Brettern mindestens ebenbürtig. Aber als Spieler ohne INGO-Zahl, der damals gültigen Wertungszahl, sprachen keine objektiven Argumente für mich, und die älteren Stammspieler wollte der Verein sicher auch nicht verärgern, indem er ihnen einen unerfahrenen „Youngster“ vor die Nase setzte.  Ich spielte gegen ein neunjähriges Mädchen, die Tochter des langjährigen Vereinsvorsitzenden des SV Bönen, Josef Kanczik. Für sie war es ebenfalls ihre erste Turnierpartie, die für sie allerdings nicht von Erfolg gekrönt war. Jahre später wechselte Regina auch zum SV Unna, wo sie sich an unsere Partie erinnerte und mich um eine Kopie der Notation bat, da ihre eigene nicht mehr auffindbar war. Natürlich hatte die Partie an sich keinen spielerischen Wert, aber als persönliche Erinnerung hat sowas eben eine gewisse Bedeutung.

Zu diesem Zeitpunkt war ich noch der einzige Jugendliche im Verein und Günter sagte mir später einmal, ich sei der Auslöser für den Beginn seiner Jugendarbeit gewesen. Ich bin jedoch sicher, er hätte es einige Jahre später ohnehin getan, wenn seine eigenen Kinder etwas älter gewesen wären, denn die Arbeit mit jungen Menschen bereitete ihm zweifellos viel Freude. Aber so beschloss er, gleich in der kommenden Saison eine offene Jugendstadtmeisterschaft auszuschreiben und warb dafür vor allem an den Schulen. Auf diese Weise fanden weitere Jugendliche den Weg zum Schach, von denen einige später das Rückgrat der ersten Mannschaft bilden sollten. Hierzu gehörten unter anderem Matthias Ploch, Jochen Helmert und Thomas Schunk.

Thomas war der Klassenprimus in meiner Parallelklasse, aber deutlich jünger als ich, weil er zwei Schuljahre übersprungen hatte. Er hatte bereits Spielerfahrung in einem Dortmunder Verein, von dem er erst Jahre später zum SV Unna wechselte. Heute würde man sagen, er war damals etwas nerdig, aber er war auch ein Rechengenie, dem es vielleicht nur etwas an der nötigen Intuition fehlte, um erfolgreicher zu sein. In unserer Partie stand ich jedenfalls glatt auf Verlust und war dankbar, als er mein Remisangebot annahm, weil er den Gewinnweg noch nicht entdeckt hatte. Die Zeitung machte daraus die Schlagzeile „Schunk schockt Scheck“, was mir damals ehrlich gestanden etwas peinlich war. Gegen Jochen gab ich meinen zweiten halben Punkt ab. Er war ebenso wie ich total schachbegeistert, und wir haben auch außerhalb der Vereins viel zusammen gespielt und analysiert. Allerdings kam er durch seine Neigung zur Perfektion oft in Zeitnot, weshalb er so manche Gewinnstellung am Ende doch noch vermasselte, was ihn verständlicherweise sehr wurmte. Matthias war nicht nur der älteste von uns, sondern auch reifer, wodurch er sich rasch zum Positionsspieler entwickelte. Er spielte sehr konzentriert und machte nur selten grobe Fehler. Ich hatte das Glück, relativ früh während des Turniers auf ihn zu treffen, als man ihn noch leichter taktisch überspielen konnte. Schließlich wurde ich 1972 vor Matthias, Thomas und Jochen relativ ungefährdet erster Jugendstadtmeister von Unna, einen Titel, den ich auch in den beiden weiteren Jahren verteidigen konnte. Jahre später gelang es mir sogar, Stadt- und Vereinsmeister von Unna zu werden, aber da war ich der Jugend schon entwachsen.

Etwa zeitgleich mit der ersten Jugendstadtmeisterschaft fand auch die Schachweltmeisterschaft statt, die Bobby Fischer gewann und damit auch in Deutschland einen gewissen Schachboom auslöste. Erwähnt werden sollte in diesem Zusammenhang Günters intensive Pressearbeit, die ein wichtiges Instrument war, um Jugendliche und ihre Eltern auf Schach aufmerksam zu machen. Fast wöchentlich erschienen Zeitungsartikel über die Erfolge der Schachjugend. Durch den weiteren Nachwuchs an talentierten Jugendspielern stieg unsere Jugendmannschaft schnell auf Verbandsebene auf. Günters Kinder Marina und Michael waren ebenfalls dabei und traten am Mädchen- bzw. Schülerbrett an.  Bei anderen Vereinen waren diese beiden Bretter oft nur sehr schwach oder gar nicht besetzt, sodass wir dort häufig gut punkten konnten. Bei Einzelturnieren durfte ich zweimal an der Verbandsjugendmeisterschaft teilnehmen, landete dort aber nur im Mittelfeld. Ich erinnere mich noch an Namen wie Blaskowski, Rosen, Sehner und Kamp, die sich alle zu starken Vereinsspielern weiterentwickelten und die mir in späteren Mannschaftskämpfen ab und zu wieder begegneten. Die Zusammenkunft mit spielstarken Jugendlichen aus anderen Vereinen war nicht nur schachlich ein bereicherndes Erlebnis.

Nicht zuletzt durch Günters Engagement für die Jugendarbeit konnte sich die erste Mannschaft schließlich aus der Verbandsklasse lösen, in der sie mehrere Jahre verweilt hatte. Der Schachverband Industriegebiet ist aufgrund seiner Bevölkerungsdichte wahrscheinlich der stärkste in Deutschland und oft waren wir als Zweit- oder Drittplatzierter nur knapp am Aufstieg in die Verbandsliga gescheitert. Nachdem dieser Durchbruch erfolgt war, gelang der ersten Mannschaft jedenfalls ein drei Jahre anhaltender Durchmarsch bis in die NRW-Liga. Möglich wurde dies nicht zuletzt auch durch starke Neuzugänge wie Ralf Kilian und Thomas Schunk. Mit dem Aufstieg auf NRW-Ebene stieß das Schachspiel in Unna auch auf öffentliches Interesse. Plötzlich durften wir die Mannschaftskämpfe der ersten Mannschaft sonntags vor Publikum in den Foyers der Kreissparkasse und der Volksbank austragen, die offenbar um unsere Gunst konkurrierten.

Unvergessen geblieben sind für mich die Freundschaftskämpfe gegen unsere Partnerstadt Waalwijk, die immer auch ein gesellschaftliches Ereignis waren. Insgesamt waren beide Mannschaften in etwa ausgeglichen, aber vorne waren die Holländer etwas stärker besetzt als wir. Einmal gelang es mir, bei einem der spätabendlichen Abschlussblitzturniere den zweiten Platz hinter dem spielstärksten Holländer zu erzielen, weil meine Blitzgeschwindigkeit und meine taktischen Fähigkeiten proportional mit meinem Promillepegel anstiegen, etwas, das heute so definitiv nicht mehr funktionieren würde. An mehr von diesem Abend kann ich mich leider nicht erinnern.

Doch wie so oft bei jungen Erwachsenen treten andere Dinge wie Studium oder Beruf in den Vordergrund oder sie verändern ihren Lebensmittelpunkt. Für mich endete so im Jahre 1985 meine Zeit beim SV Unna, an die ich mich immer wieder gern erinnere. Nach mehreren Spielpausen und schachlichen Neuanfängen spiele ich heute, eher ein bisschen als „Strohmann“ denn als „Gallionsfigur“, am ersten Brett des MTV Dannenberg in der Verbandsliga. Leider kann ich nur selten an den Turnieren und Mannschaftskämpfen teilnehmen, da ich als Ruheständler gerade während der Schachsaison auf der sonnigen Kanareninsel Teneriffa verweile, wo im Übrigen auch viel Schach gespielt wird. So gibt es selbst in vielen kleineren Orten Schachvereine, von denen einige richtige Schachschulen für Kinder und Jugendliche anbieten. Obwohl selbst die höchste Liga aufgrund der Entfernung zur Peninsula nur auf der Insel spielt, findet sich bei manchen Vereinen unvermutet ein FM, IM oder sogar ein GM auf der Mitgliederliste. Als Schachprofi kann man schließlich überall leben. Ein kleiner Schach-Reisetipp am Rande: In der Universitätsstadt La Laguna findet jedes Jahr im August/September ein internationales Open statt und, mehr in Strandnähe und im noch sonnigeren Süden, lädt die Stadt Arona im Juni zum Schachfestival ein, ebenfalls verbunden mit einem offenen Turnier. Leider bin ich zu diesen Zeiten in Deutschland, denn der Rasen zuhause will schließlich auch gemäht werden.

Zum Schluss noch ein paar Worte über Günter. Er trainierte uns nicht nur, sondern er war ein bisschen wie eine Vaterfigur. Trotz seiner Arbeit als Bauleiter, für die er damals oft zwischen Unna und Berlin hin und her pendelte, investierte er einen Großteil seiner Freizeit in die Jugendarbeit. Oft waren wir an den Wochenenden bei ihm zuhause, nicht nur, aber auch um die legendären Eischnittchen zu verkosten. Zudem erinnere ich mich an zahlreiche Blitz- und Schnellschachturniere, zu denen er mich als Jugendlicher mitgenommen hat, an das Jugendmannschaftsturnier in Eupen (Belgien), bei dem wir mit einer Vierermannschaft den zweiten Platz erreichten, einen Besuch in Holland, wo wir auf einem Hausboot übernachtet haben und auf dem davor liegenden Grillplatz spätabends von gastfreundlichen Holländern mit kostenlosen Wertmarken für Getränke und Speisen empfangen wurden, später die gemeinsamen Wochenenden beim Jugendleiterlehrgang in Sundern oder die Schachferienfreizeit in Ludwigsburg, die wir zusammen betreut haben.

Von Günters Spiel konnten wir alle viel lernen, denn er war nicht nur ein starker Schachspieler, auch seine Spielweise war inspirierend. Er pflegte einen positionell-dynamischen Stil, der stets auf Initiative ausgerichtet war und er besaß ein gutes Gespür für sich bietende Chancen. So spielte er mit Weiß regelmäßig Schottisch oder sogar das schottische Gambit, mit Schwarz dagegen hatte er eine Vorliebe für Kontereröffnungen wie Französisch und Holländisch, aber auch die scharfe Drachenvariante oder das zweischneidige Skandinavisch gehörten in sein Repertoire. Ein Schwachpunkt seines Spiels war vielleicht, dass er manchmal, beim Versuch „für die Galerie“ zu spielen, zu viel riskierte. Aber gerade deswegen waren seine Partien auch nie langweilig. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir seine Prophylaxe-Regel „Drohen und Decken“ und die schachpsychologische Weisheit „Die Drohung ist stärker als ihre Ausführung“.

Ich würde mich freuen, wenn andere meinen Beitrag kommentieren oder ergänzen.  Wer mich persönlich kontaktieren möchte, erreicht mich am besten per E-Mail: scheck(at)t-online.de“

5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Vielen Dank Hergen! Wenn ich bei meinem Nachwuchs noch hadern würde, ob ich es befürworten sollte, dass mein Nachwuchs in den Schachverein gehen sollte, wären nach solchen schönen Erfahrungsberichten die letzten Zweifel zerstreut!

    Antworten
  • Lieber Hergen, Du bist mir mit Deinen wunderschönen Artikel zuvor gekommen. Thomas R. hatte mich heute ebenfalls angerufen und von der Idee eines Treffens, zum 100-jährigen der ehemaligen Spieler erzählt. Ich freue mich schon sehr, Euch alle im Herbst zu sehen und endlich mal wieder die Schachuhr in Blitzpartien zu quälen.
    Falls Du Dich noch erinnerst: Du hast – laut der Legende – beim Blitzen in unserem Verein „König schlägt König“ eingeführt.
    -Dieter

    Antworten
  • Christoph Lessmann
    27. Januar 2024 17:19

    Hallo in die Runde,

    Thomas hat mich freundlich erinnert, doch auch einen Kommentar zu Hergens Bericht zu verfassen – den ich grad gelesen habe.
    Das ist jetzt eine ganz spontane Reaktion und wird nicht redaktionell überarbeitet :-).

    Mein Name ist Christoph Lessmann, Jahrgang 1957, und ich bin „erst“ mit 15 Jahren zum Jugendschach dazugestoßen – da war Hergen schon eine Legende, na zumindest der beste Jugendspieler. Ich hatte ihn in meiner Jahrgangsstufe, 150 Schüler stark, bis zur Klasse 10 nur Jungen, zwar wahrgenommen, aber keinen echten Kontakt gehabt.

    Der Grund für den Besuch der Trainingsnachmittage war unser Geschichtslehrer, ein eigener, eher nicht so beliebter Lehrer, der im Verein spielen sollte und den ich von dieser Seite kennenlernen wollte – lange später hat das erst stattgefunden und er war eigentlich ganz in Ordnung! Aber wen ich getroffen habe, waren Hergen, Matthias Ploch, Jochen Helmert und einige andere sympathische und schachenthusiastische Jugendliche. Und natürlich „die Legende Günther Abromeit“!!

    Über Günther müsste ein eigener Bericht geschrieben werden. Wieviel Liebe, Zeit, Geld… hat er in den Verein und vor allem die Jugendarbeit gesteckt – wir Jugendspieler haben massiv von ihm profitiert und sind ihm heute noch dankbar, dem väterlichen Freund. Dass sein Engagement manchmal auch zu Lasten seiner Familie ging, habe ich erst später gemerkt.

    Den Enthusiasmus der jungen Spieler, den habe ich gespürt und der hat mich auch angesteckt. Sich einer Aufgabe annehmen, Theoriebücher zu lesen, zu trainieren um in Partien gut abzuschneiden und das auch als Mannschaft. Das alles bei einem Spiel, einem Sport, der positiv aufregt und Spaß macht. Ich gehörte einige Jahre dazu – bis zum Abitur und habe damals glaube ich an Brett 5 in der Jugendmannschaft gespielt.
    Ich war nur nicht soo engagiert wie die Freunde(!) an den ersten Brettern, habe noch Musik gemacht, gejobbt, die Mädels haben mich in Anspruch genommen. Die Welt war so aufregend damals – wenn es nur dieses blöde PGU nicht gegeben hätte. In Eupen war ich mit dabei, das war toll, zwei, drei Turniere außerhalb von Unna, in der dritten Mannschaft habe ich auch mal eine Saison gespielt. Alles nicht so intensiv wie bei meinen Schach-Vorbildern Hergen(!), Matthias und Jochen. Aber jede Trainingsstunde, jede Minute mit den anderen war gut verbrachte Zeit, eigentlich glückliche Zeit – und ich habe ergebnistechnisch oft auf die Mütze bekommen :-). Doch die anderen haben dich immer mitgenommen, dich aufgebaut. Niemals habe ich überhebliche Sprüche gehört. Nein, man hat gemeinsam die Partien analysiert – „Da! Da hättest Du es besser machen können!“ Ich nehme heute bei euch wahr, dass es immer noch so ist!

    Mit dem Abitur, im April 1977, war definitiv Schluss bei mir mit Schach. Seitdem habe ich einmal im Kurpark im Urlaub eine Partie gespielt und meinen Kindern die Grundregeln beigebracht. Nein stimmt nicht, vor 31 Jahren, da hat Günther die alte Jugendmannschaft zu sich nach Hause
    eingeladen. Es war im Sommer 1992. Ich weiß das deshalb so genau, weil meine Frau mit unserem ersten Kind schwanger war. Es wurde gegrillt – ihr kennt das – und Günther hatte Bretter und Uhren für ein kleines Blitzturnier mitgebracht. Thomas Schunk war gekommen, die drei großen und Dieter Wichmann, der tolle Rainer Basfeld. Das war ein wirklich schöner Nachmittag und Abend (Danke Günther!). Doch zum Wiederanfangen hat es bei mir nicht gereicht.

    Ich habe das Schachspiel immer noch gerne. Ich freue mich auf das Septemberturnier, zu dem ich gerne komme. Ich werde dann den alten Spielern über die Schulter schauen und jede gelungene Kombination beklatschen (vermutlich nur virtuell). Vielleicht erlebe ich auch eine Partie des schon damals unbesiegbaren Walter Irländers. Ich freue mich drauf, die jetzt alten, besser reifen, Recken wiederzusehen. Hergen treffe ich alle fünf Jahre beim Abiturtreffen und dann zu diesem besonderen Anlass!

    Ich grüße alle, die das hier lesen ganz herzlich.

    Mein besonderer Dank an Dich Thomas!! Ich glaube, Du hast Günthers Arbeit mit Bravour fortgeführt. Super, dass Du das hier initiierst und durchziehst.

    Mit sportlichem Gruß,
    Christoph Lessmann

    Antworten
  • Ralf Kilian
    30. Januar 2024 18:06

    Hallo Hergen,
    danke für Deinen tollen Artikel
    Für mich gehören die Jahre in Unna schachlich und menschlich zu meinen liebsten Erinnerungen. Durchmarsch durch 3 Ligen, jedes Wochenende irgendwo ein ein Blitzturnier und dazwischen jede Menge Eibrote bei Brigitte und Günter. Ich werde in den nächsten Tagen
    auch ein paar Erinnerungen aufschreiben. Euch alle bei dem Turnier zu sehen wäre großartig.
    Gruß Ralf

    Antworten
  • Adalbert Dawid
    8. Februar 2024 19:39

    Hallo Hergen,

    ich habe deinen Bericht mit Begeisterung gelesen. So viele spannende Details, die schon bis zu 50 Jahre her sind!
    Ich möchte ebenfalls einen kleinen Bericht verfassen. Du hast mit deinem die Latte schon ziemlich hoch gelegt. 😉

    Viele Grüße
    Adalbert

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