Eine neue Woche, ein weiterer Mannschaftskampf! Und ein altbekanntes Bild: An drei von vier Brettern sind wir nominell stärker aufgestellt. Lediglich Aleks hat einen stärkeren Gegner vorgesetzt bekommen, trotzdem werden wir erst später einen Blick auf diese Partie werfen. Denn obwohl meine Partie erst im 67. Zug endete (noch ein ganzes Stück kürzer als Martin- 81-Züge-Monster) endete sie als erstes!
Mein Gegner wählte eine ruhige Variante gegen mein Sizilianisch (genauer: Moskauer-Variante, charakterisiert durch 3. Lb5+). Wer als Weißspieler nicht viel kämpfen oder Theorie vermeiden möchte, ist hier genau richtig. In aller Regel erhält Schwarz durch ein gut abgestimmtes Angehen des Zentrums (hier 12. … d5) jedoch ausgeglichenes Spiel. Im konkreten Fall verbürgte sich der gedeckte Freibauer auf e4 (vgl. 16. … f5) sogar für leicht vorteilhafte bis gute Endspiele. Der Rest des Mittelspiels verlief harmlos: Mein Gegner konnte die Kontrolle über die d-Linie nicht langfristig halten und flugs verschwanden fast alle Figuren vom Brett – zurück blieben nur die jeweils schwarzfedrigen Läufer. Nach 34. Ld4: lohnt sich eine Beurteilung der Stellung, um in Endspiel den richtigen Plan zu finden. Die festgelegten Zentrumsbauern e5 und f4 von Weiß schränken den Läufer ein und bilden Ziele für das Gegenstück auf schwarzer Seite. Als weiteren Vorteil kann man den vorher erwähnten gedeckten Freibauern werten. Weiß muss unbedingt Gegenspiel am Damenflügel (3-2 Mehrheit) kreieren, was man vermutlich durch einen Freibauern erreichen kann. Gleichzeitig sollte Weiß nicht die Läufer tauschen wenn er dies tut, denn dann ist der gedeckte Freibauer vermutlich siegbringend, da er den weißen König binden würde. Da mein Gegner nicht direkt am Damenflügel loslegte (mit b3 nebst c4), brachte ich meinen König nach d5 um ein weiteres Vorgehen zu erschweren. Der Le8 durfte zunächst dort bleiben. Er unterstützt einen potentiellen Vormarsch am Königsflügel und verhindert denselben am Damenflügel. Wenn man die Stellungen nach 34. Ld4: und 39. … h4 vergleicht, sieht man, wieviel ich in den Zügen erreicht habe. Weiß spielte ohne Plan, im Endspiel oft verhängnisvoll. Der Rest der Partie waren die Früchte dieser Arbeit: Das Zentrum kollabierte und ich sammelte Bauern ein. 46. … f4 bedurfte noch ein wenig Rechenarbeit und hinterher diskutierten wir andere Gewinnwege auf dem Discordserver. Da die Abwicklung, ob der vielen Damenschachs im Endspiel, noch etwas dauerte, erreichten wir den 67. Zug.
Thomas Internetverbindung muss am Montag ganz furchtbar gewesen sein! Jedem, der die Partien live sieht, wird angezeigt, wie oft und lange die Spieler „disconnected“ sind, also einen Verbindungsbabruch erlitten haben. Bei Thomas waren es, geschätzt, jenseits der 20! Trotz dieses Nachteils spielte Thomas eine fantastische Partie. Die Theorie des Schottischen verlassen wir erst nach 15. b4. Vermutlich verfolgt b4 hier dieselbe Idee, wie der am häufigsten gespielt Zug 15. Sb3, nämlich Kontrolle über c5 zu erlangen und vielleicht den schwarzfeldrigen Läufer abzutauschen. Wenn das gelänge, hätte Weiß einen hervorragenden Vorposten auf c5 und der schwarze weißfeldrige Läufer würde recht doof aus der Wäsche schauen. Thomas Gegner wich dem Tausch lange Zeit aus – was auch falsch war! Denn zwischen c7, c6 und dem Sc5 war der schwarzfedrige Läufer auf b6 gestrandet und konnte nicht mehr am Spiel teilnehmen, das Thomas gekonnt auf den Königsflügel verlegte. Nach der Infiltration über de e-Linie und die 7. Reihe stand Thomas Klasse und es dauerte nicht mehr lange, bis Thomas verlor. Wie bitte? Es stimmt! Mit wenig Restbedenkzeit übersah Thomas, der probierte für ein Matt zu spielen, statt die Damen zu tauschen, eine recht hübsche Taktik (vgl. 37. … Dh3:+). Tja, somit stand es 1-1.
Aleks gewann bereits früh einen Bauern, den er jedoch zeitnah zurück gab. Post-Morgen stellten wir fest, dass Schwarz nach 14. ef6: natürlich Gegenspiel hat, aber die Stellung wohl besser für Weiß ist. In dem kurz darauf entstehenden Endspiel sah es erst so aus, als könnte Aleks Vorteil reklamieren, der Gegner fand jedoch ein paar gute taktische Ideen und hielt stets die Balance. Die Partie endete bald in einem fairen Unentschieden.
Somit sind wir am letzten Brett angekommen, an dem auch die letzte Partie lief! Da Robins Gegner sich nicht allzu gut auskannte erhielt er eine sehr angenehme Morra-Gambit- / c5-Königsinder-Stellung mit dem typischen Spiel am Damenflügel, insbesondere über die b-Linie, während sein Gegner den Vorteil am Königsflügel suchen musste. Nach dem Einsteller 25. … Tb4 ging es jedoch bergab: Robins Gegenspiel kam nicht richtig ins Rollen, während sein Gegner gute Fortschritte verbuchen konnte und obendrein noch den Mehr- und Freibauern am Damenflügel besaß. Robins Gegner fand zwar nicht den schnellsten Gewinnweg (bspw. 33. Dc7+ nebst Le6 und das Matt auf f5 ist nur durch Damenverlust zu verhindern), aber er fand Einen.
Wir verloren also leider 1,5 – 2,5, in mehrer Hinsicht unglücklich. Damit stehen wir jetzt also bei den eingangs erwähnten 7,5 / 16 Mannschaftspunkten. Es gibt viele Möglichkeiten in vier Mannschaftskämpfen auf 7,5 Brettpunkte zu kommen – Drei knappe Siege und eine 0-4 Klatsche, zwei Unentschieden, ein knapper Sieg und eine 1-3 Niederlage und noch viele mehr. Leider haben wir die Konstellation mit den wenigstens Mannschaftspunkten. Shit happens.
4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Bei Thomas war der Knackpunkt 37. Kh2. Stattdessen hätte Kh1 oder selbst Kf1 zum Sieg geführt… Nächste Mal… ;
Zum Matt führt das Qualitätsopfer 35. Td7:+ Dd7: 36. Dh7:+ Ke6 37. Dg6 #.
Ein weiteres Matt ist: 35. Td7:+ Dd7: 36. Dh7:+ Ke8 37. Dg8 #.
Uiiiih